Laienräte wollen das Sagen haben



In einem Memorandum vom 17.11.05, das im Auftrag des ZdK`s von 7 Katholiken erstellt wurde, wird betont „das gemeinsame Priestertum aller Glaubenden begründet eine wahre Gleichheit aller Glaubenden“. „Die Laien haben als Gläubige Teil an der ganzen Sendung der Kirche.“ 2001 machten hochrangige Vertreter kirchlicher Laienorganisationen deutlich, ‚dass sie „den Status von ebenbürtigen Partnern der Geistlichen erhalten und mit eigenen Rechten und Kompetenzen ausgestattet werden“ wollen. Die Kirche sei ohne derartige Veränderungen nicht zukunftsfähig. „In einer freiheitlichen Bürgergesellschaft kann die Kirche nur dann lebendig bleiben, wenn sich die Laien als Glieder der Kirche begreifen“, betonte Hans-Joachim Meyer, der Präsident des ZdK’(DA 19.02.01) – als was sonst meint Meyer wohl, dass sich die Katholiken begreifen? Glaubt er vielleicht gar als Glieder des sie mit rücksichtsloser Ellenbogenmanier bevormundenden ZdK`s?

Sabine Demel, Prof. für Kirchenrecht, beklagt die „kleruszentrierte Ausgestaltung kirchlicher Dienste und Ämter“. Lt. DA v. 25.11.2000 warnte ZdK-Präsident Meyer vor einer „Kommandokirche“, die katholischen Laien hätten gemäß des II. Vatikanischen Konzils eine eigene Verantwortung, der sie mit Kraft ihres Gewissens und mit dem Maß ihrer eigenen Einsicht zu entsprechen hätten. Beim Bundestreffen der Kirchenvolksbewegung erklärte der frühere Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern Sutor (DT 21.03.02), er würde sich wünschen, dass Diözesan- und Pfarrgemeinderäte „längst das Steuerbewilligungsrecht“ hätten, er halte es „nicht für gut, dass die Räte zu bloßen Beratungsgremien degradiert werden können, nur weil andere das Sagen haben.

Das Sagen aber wollen sie, die Laien mit (Ehren-) Amt, also die Amtslaien haben. Dies wird auch aus der Pressemeldung des ZdK vom 15.06.04 deutlich:

‚Zudem könnten, nach Einschätzung Meyers, wohl einige im kirchlichen Amt nicht der Versuchung widerstehen, „die böse Gelegenheit zu nutzen, um das Rad der Geschichte in der Kirche wieder zurückzudrehen und die Laien auf die Rolle stets williger demütiger Helfer in der Pfarrgemeinde zurückzudrängen, also von Menschen, die sich stets bewusst bleiben, dass sie eigentlich nur ein Notnagel sind, der im Ernst nichts zu bedeuten und ganz sicher nichts zu sagen hat“’.

Bei der Vollversammlung am 29./30.4.05 forderte das ZdK „mehr kirchliche Mitbestimmungsrechte für Laien“. ZdK-Präsident Meyer:

„verwies besonders auf die Beteiligung der Laien an der Verkündigung, an die Mitwirkung der Laien an kirchlichen Entscheidungen, an den Rang der eigenen Gewissensentscheidung im gemeinsamen Leben christlicher Eheleute, an die Not der wiederverheirateten Geschiedenen, an die pastoralen Dienste in der Gemeinde und deren geschichtlich angemessene Weiterentwicklung und an die Rolle der Frau im kirchlichen Leben“ (Pressemeldung 29.04.05).

„Es gibt kein aus der Bibel ableitbares Programm“, zitiert Die Tagespost den ehemaligen ZdK-Präsidenten „ohne basisdemokratische Legitimation“, Bernhard Vogel:

„Letztlich bestimmen Christen, was sie unter dem „C“ verstehen und zwar sowohl die Amtskirche wie auch die Laien, insonderheit nachdem sie durch das Konzil und auch die deutsche Synode der Bistümer dazu ermutigt worden sind. Eine ausschließliche Deutungshoheit der Amtskirche gibt es nicht“ (DT 04.12.08).

Und weil Katholikenkomitee-Mitglieder allemal der Meinung sind alles besser zu wissen, z.B. wie Bischöfe zu agieren haben und was der Lehre der Kirche entspricht, hat eigenmächtig: „Die Schirmherrschaft über die Ausbildung (von Diakoninnen) (.) der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel und dessen Kultusministerin Annette Schavan (beide CDU) übernommen. Frau Schavan hat das vatikanische Verbot von Ausbildungskursen für Diakoninnen inzwischen als „nicht nachvollziehbar“ kritisiert. Das Verbot der Kurse zeige „ein verengtes und verkürztes Bild vom Diakonat“. Die Diakoninnen sollen „ein eigenständiges Profil haben, vergleichbar mit den durch Beauftragung eingesetzten Leitern von Wortgottesdiensten“, sagte Schavan, die auch Mitglied im Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist. Sie hoffe, dass die Bischöfe dieses Motiv erkennen und darüber in einen Dialog eintreten“ (DT 20.09.01).

„Die Frage nach dem Diakonat der Frauen ist nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nach wie vor offen. Mit dem „Nein“

des Vatikan zu Ausbildungskursen für Diakoninnen sei noch keine Entscheidung in der Sache getroffen, sagte Lehmann zu Beginn der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor Journalisten in Fulda“ (DT 27.09.01) und hält die Sache so im von ihm gewohnten Kniefall vor den Amtslaien, „am Kochen“.

2002 schloss sich der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Regensburg dem Wunsch des Landeskomitees der Katholiken in Bayern an. Er “will künftig bei der Neubesetzung von Bischofsstühlen mitreden können. Der Diözesanratsvorsitzende Franz Spichtinger rief dazu auf, die Frauen zum Diakonat zuzulassen und endlich die Aufhebung des Pflichtzölibats zu bedenken“ (DT 26.03.02). Auch der kirchenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ZdK-Mitglied Hermann Kues, hat sich für eine Abschaffung des „Pflichtzölibats“ ausgesprochen (DT 23.07.02). Prof. Spieker stellt in seinem Buch Kirche und Abtreibung in Deutschland fest: Schon 1991 verbreitete es in seinem „Dialog-Papier“ ein erstaunliches Bild der Kirche: „Die Kirche in ihrer geschichtlich gewordenen Gestalt ist ungleichzeitig mit dem Selbstbewußtsein heutiger Menschen. In der Gesellschaft wie auch im Privatleben verstehen sich moderne Menschen als mündig, während sie sich in der Kirche immer noch überwiegend als Objekte einer Leitung und Belehrung erfahren, auf sie keinen Einfluß haben“’ (S 192).

Das wollen Amtslaien nicht hinnehmen. Sie wollen, dass man nach ihrer Pfeife tanzt:‚Die kirchenpolitische Sprecherin der ‘Grünen’ im Bayerischen Landtag, Frau Ulrike Gote, sprach mit dem deutschen Tagesblatt ‘Süddeutsche Zeitung’. Sie sitzt seit 2001 als Mitglied sogar im Landeskomitee der Katholiken. Mit der Kirche lebt sie „in einer Auseinandersetzung“: „Ich weiß sehr gut, dass die Bischöfe nicht meine Kirche sind. Kirche sind wir alle.“ Das lasse sie sich von einigen Bischöfen, die „hinter der Welt“ sind, auch nicht nehmen’(kreuz.net23.10.2007).

Leider werden Haltung und Äußerungen dieser sogenannten Laienrepräsentanten, die es mit den Geboten Gottes und der authentischen Lehre der Kirche nicht so genau nehmen, in der Presse und anderen öffentlichen Medien als Haltung und Meinung der katholischen Laien insgesamt dargestellt und deshalb auch weitgehend von der Öffentlichkeit so wahrgenommen. So heißt es z.B. unter der Überschrift: Laien beharren auf Beratung …Trotz des Ausstiegs der Amtskirche aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung beharren die katholischen Laien in Bayern auf eigenen Beratungsstellen (DA 08.04.2000). Am 31.05.2000 titelt der Dingolfinger Anzeiger: Katholiken wollen Erneuerung der Demokratie und das Kolpingblatt im Juni 2000: „Laien dürfen, was Bischöfe dürfen“, DA am 17.10.2000: Laien kritisieren Kardinal Ratzinger, am 19.11.05: Reform: Laien fordern von Bischof Umkehr und am 28.11.05: Laien protestieren gegen Entmündigung.

Wenn aber die Repräsentierten es wagen etwas zu sagen, wenn sie die Meinung ihrer vermeintlichen Vertreter nicht teilen, eigene Überlegungen anstellen und sich als auf dem Boden der Lehre der Kirche Stehende zu Wort melden, wenn sie es wagen Kritik an ihren selbsternannten Repräsentanten und deren Tun zu üben, wenn sie Fakten benennen und aufzeigen, die diese nicht widerlegen können, wenn sie sich gegen ihre Instrumentalisierung wehren, dann werden sie von ihren Repräsentanten respektlos als töricht herabgewürdigt, als erzkonservative Fundamentalisten gebrandmarkt, als Verleumder und/oder Denunzianten diffamiert, der Desinformation bezichtigt oder gar in übelster Weise verleumdet „Gift zu spucken“ (Geiss-Wittmann, Chamer Zeitung 16.11.06). Respekt zeigen also jene, die für sich und ihr Tun stets mehr Respekt fordern, vor den von ihnen benutzten und bevormundeten Laien und deren Gewissensentscheidungen nicht. Wie wenig man Laien ohne Amt respektiert und an wirklich demokratischer Legitimation interessiert ist, beweist auch die Tatsache, dass auf unseren offenen Brief vom 01.11.2000 an das ZdK und die DBK, mit der Bitte das ZdK neu auf demokratischer Basis zu strukturieren, dem die Mitglieder ausdrücklich mittels einer Beitrittserklärung beitreten und, wenn sie es wollen, auch jederzeit mittels einer Austrittserklärung den Rücken kehren können, weder die DBK noch das ZdK reagierten (und somit ihre Geringschätzung einfacher Laien demonstrierten). Wir erhielten nicht eine einzige der von uns erbetenen Stellungnahmen von bekannten Repräsentanten des ZdK, z.B. Vogel, Schavan, Kues, Glück, Demel, zur Frage nach der demokratischen Legitimation der Laiengremien und ihrer Mitglieder zu den o. a. Fakten.

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