Meisner gegen Donum-Vitae-Pläne

Waschbüsch: Arbeit des Vereins nicht in Widerspruch zum Papst

Köln/Berlin. (dpa/AP) In der katholischen Kirche Deutschlands geht der Streit um die Schwangerenkonfliktberatung weiter. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner wandte sich gegen die Pläne der Laienorganisation Donum Vitae, die künftig die Konfliktberatung fortsetzen will. Laien könne nicht gestattet sein, was Bischöfen und Priestern nicht erlaubt sei, erklärte Meisner am Montag in Köln. In dieser wichtigen Frage könne es keine Doppelmoral geben. Dagegen sieht der Verein seine künftige Arbeit nicht in Widerspruch zum Papst. "Die Weisung, aus der staatlichen Beratung auszutreten, gilt für die kirchenrechtlich eingebundenen Vereine, sie gilt nicht für bürgerliche Vereine", betonte die Vorsitzende von Donum Vitae, Rita Waschbüsch.

Sie sei sicher, dass der größte Teil der Bischöfe hinter der Arbeit ihres Vereins stehe, sagte Waschbüsch im Deutschlandradio Berlin. Donum Vitae mache sich auch nicht kirchenrechtlich strafbar. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, hatte die Gründung des Landesverbandes von Donum Vitae (Geschenk des Lebens) in Rheinland-Pfalz ausdrücklich begrüßt.  Der erste Landesverband war in Bayern gegründet worden.

Meisner sieht für Donum Vitae nahezu unlösbare Schwierigkeiten, wenn sie den staatlichen Richtlinien entsprechend anerkannt werden will. Mit den anderen NRW-Bischöfen sei er zudem der Überzeugung, dass Donum Vitae in Nordrhein-Westfalen zwangsläufig nach den  staatlichen Richtlinien arbeiten müsse, die unter anderem auch das Angebot zu praktischen Hilfen für eine Abtreibung vorsehen. Meisner kündigte an, dass bis zum 30. Juni dieses Jahres alle katholischen Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen im Erzbistum Köln in der bisherigen Form mit Ausstellung des Beratungsscheins weiter arbeiten. Bis dahin werde er neue Richtlinien in Kraft setzen.

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hatte im November 1999 den endgültigen Ausstieg der Kirche aus dem System der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung beschlossen. Die katholischen Stellen dürfen nach einer im Jahr 2000 auslaufenden Frist die für eine straffreie Abtreibung notwendigen Beratungsscheine nicht mehr ausstellen. Damit waren die Bischöfe einer entsprechenden Weisung von Papst Johannes Paul II. gefolgt. Als Reaktion hatte sich kurz darauf die Laienorganisation Donum Vitae gegründet; sie strebt eine katholische Konfliktberatung außerhalb der Amtskirche an. 

Aus: Dingolfinger Anzeiger, 8.2.2000

 

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Last update: 06. Februar 2001 14:14