Brief an Kongregationen

Kongregation für Glaubenslehre
Präfekt William Joseph Kardinal Levada

Kongregation für den Klerus
Präfekt Clâudio Kardinal Hummes


Betreff: Bitte um Überprüfung ob Rechtmäßigkeit besteht, wenn - wie in Deutschland - getauften und gefirmten Katholiken, ohne deren Willensbekundung, deren Zutun und weit überwiegend auch ohne deren Wissen, Amtslaien vorgesetzt werden, die öffentlich in ihrem Namen agieren.



Eminenz, sehr geehrter Herr Kardinal Levada!

Wir bitten Sie, die Rechtmäßigkeit der „in dieser Form nur in der Bundesrepublik existenten Laienräte“ und ihrer Gremien zu überprüfen und Maßnahmen zu ergreifen, die die den Laien zustehende Unabhängigkeit von diesen Räten und Gremien und somit ihre Sendung und Würde kraft Taufe und Firmung wiederherstellt.

Durch die Anerkennung katholischer Laienorganisationen - die für sich in Anspruch nehmen im Namen der deutschen bzw. bayerischen Katholiken zu agieren - im Sinne des Konzilsdekrets Nr. 26 durch die deutsche Bischofskonferenz, sehen wir uns in unserer Autonomie als getaufte katholische Christen stark beeinträchtigt, machtpolitisch instrumentalisiert und für konträr zur Lehre der Kirche stehende Handlungen, öffentliche Forderungen und Äußerungen missbraucht. Geradezu ausgeliefert und entmündigt fühlen wir uns durch die deutschen Bischöfe, wenn man bedenkt, dass diese Organisationen automatisch die Gläubigen vertreten dürfen, obwohl sie von den Laien nicht, wie fälschlicherweise behauptet wird, demokratisch legitimiert sind. Man gehört ihnen weder durch Beitritt an, noch kann man sich durch Austritt distanzieren. Einzig ein Austritt aus der Kirche könnte dies bewerkstelligen. Alle Interventionen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das behauptet die rund 26 Millionen Katholiken in Deutschland zu repräsentieren (vgl. NDR 17.05.08), bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) oder bei den einzelnen Bischöfen blieben ergebnislos.

Deshalb bitten wir Sie zu überprüfen, ob das nach der Bibel, der Tradition und der Lehre der Kirche zulässig ist, was seit dem II. Vatikanischen Konzil in Deutschland mit Zustimmung der Bischöfe praktiziert wird, dass Mitglieder der Laiengremien öffentlich im Namen der Katholiken (auch gegen deren erklärten Willen) im Widerspruch zu Gottes Geboten, zur authentischen Lehre der Kirche, zu Papst und Bischöfen wirken dürfen. Seit ihnen die Bischöfe mit der Approbation der Dokumente der „Würzburger Synode“ (1971-75) - mit der, bei deren Konzeption, eine damals nicht gewollte und nicht vorhersehbare Politisierung des Laienapostolats eingetreten ist - den kleinen Finger reichten, wollen sie die ganze Hand, in anmaßender Weise Kompetenzen, die ihnen nicht zustehen. Sie wollen bestimmen, was der Lehre der Kirche entspricht, wie die Kirche in Deutschland zu handeln hat. So verstieg sich 1997 das ZdK zu dem Aufruf: „Widersteht dem Papst“. Die Bischöfe in Deutschland wurden z.B. von Annette Schavan, der damaligen baden-württembergischen CDU-Kultusministerin, die ohne basisdemokratische Legitimation auch eine der Vizepräsidentinnen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) war, aufgefordert: „Die Bischöfe müssen jetzt handeln, und zwar anders, als Rom es vorschreibt“ (SZ 19./20.06.99). Bischof Kamphaus ist dieser Aufforderung nachgekommen, als er sich weigerte der Weisung des Papstes zu folgen, aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung auszusteigen und die für ungeborene Kinder todbringenden Beratungsbestätigungen nicht mehr auszustellen. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Ratzinger übte scharfe Kritik am Verhalten des ZdK und stellte fest:‚Das ZdK führe sich immer mehr„als Gegenlehramt“ gegen den Papst auf. Es habe in den vergangenen 20 Jahren nur wenige römische Lehrentscheide gegeben, denen „nicht prompt eine schroffe Gegenerklärung des ZdK“ folgte. „Den sich abzeichnenden Dualismus sollte man nicht weiter wuchern lassen.“’ (RB 24.09.2000), meinte er.

Wie recht der damalige Präfekt der Glaubenskongregation damit hatte, bitten wir unserer nachfolgenden Dokumentation zu entnehmen, die wir anhand von Recherchen und Pressemitteilungen des ZdK, Donum vitae (DV), Medienberichten und dem Buch „Kirche und Abtreibung in Deutschland“ von Manfred Spieker, Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück, erstellt haben. Den Laienkomitees geht es offensichtlich nicht darum das Laienapostolat zu koordinieren - unter Koordinierung verstehen wir Abstimmung, nicht aber die Bildung einer Parallelhierarchie - sondern darum die Laiengremien als Plattform für öffentliche, politkonforme Gegenpositionen zum Lehramt zu benutzen. Es geht ihnen nicht darum den authentischen katholischen Glauben zu verbreiten, sondern immer nur um sich selbst. Um Selbstdarstellung, um Macht - sie wollen das Sagen haben -, um ihre eigenen besserwisserischen Ansichten, ihre Wünsche, ihre Forderungen, um ihre vermeintlichen Rechte, schlicht um das wichtigtuerische Ego ihrer Repräsentanten.

Das Koalitionsrecht des can. 215 wird von ihnen als Oppositionsrecht missverstanden und missbraucht. Nun berufen sich die Laienrepräsentanten auf demokratische Legitimation und fordern laut mehr Demokratie in der Kirche, z.B. bei Bischofsernennungen mitzubestimmen. Sieht man sich aber die Gremien an, kann man leicht feststellen, dass viele ihrer Mitglieder, besonders jene, die ihnen vorstehen und z.B. an der Spitze des ZdK stehen, keineswegs basisdemokratisch gewählt sind. Leute wie ZdK-Präsident Joachim Meyer oder sein ehem. Vorgänger Hans Maier und die ehemalige Vizepräsidentin Annette Schavan setzen sich ganz selbstverständlich darüber hinweg und setzen sich skrupellos allen Laien, sogar den gewählten, vor die Nase.

So nehmen sie Rechte für sich in Anspruch, die ihnen nach demokratischen Spielregeln nicht zustehen. Ohnmächtig müssen es die katholischen Laien hinnehmen, dass sie von den sogenannten Laienvertretern  für ihre eigenen machtpolitischen Interessen (Gewissensentscheidungen, wie sie es heuchlerisch nennen) instrumentalisiert und benutzt werden, ohne dass die Deutsche Bischofskonferenz dagegen einschreitet. Leider setzen die Bischöfe dem eigenmächtigen, spalterischen und respektlosen Gebaren, mit dem v. a. die Politiker unter den Laienrepräsentanten der Kirche großen Schaden zufügen - mit dem Verweis Rom „schreibe keine disziplinarischen Maßnahmen vor“ - nichts entgegen, sondern ignorieren ihrerseits römische

Vorgaben solange keine klare Weisung erteilt wird. Offensichtlich fürchten sie das dann wieder einsetzende laute Geschrei der dem Zeitgeist erlegenen, an den Schaltstellen der Macht sitzenden Amtslaien. Deshalb wäre es, um der Entmündigung und Instrumentalisierung der einfachen katholischen Laien ein Ende zu setzen, sehr hilfreich den Laienorganisationen die Anerkennung im Sinne des Konzilsdekrets Nr. 26 zu entziehen und die finanzielle Unterstützung zu streichen oder andere geeignete Maßnahmen verbindlich vorzuschreiben.

Vertrauensvoll wenden wir uns mit der Bitte um Hilfe an Sie und an den Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Hummes. Wir bitten den Hl. Vater, gemäß dem Wort Jesu an Petrus „Weide meine Schafe“, als guter Hirte die einfachen Laien vor dem Machtmissbrauch der Amtslaien zu schützen.

Mit freundlichen Grüßen

P.S.: Außer an den Heiligen Stuhl geht dieser Brief mit Dokumentation auch an die Deutsche Bischofskonferenz und an die Bayerische Bischofskonferenz.



Anlagen:

Dokumentation (PDF)

Auszüge aus den Büchern Kirche und Abtreibung in Deutschland von Prof. Manfred Spieker, Kirchliche Beratungsstellen und Mitwirkung am Abtreibungsgesetz von Prof. Dr. Giovanni B. Sala SJ und der Zeitschrift LEBENSFORUM der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)

Auszüge aus Medien- und Zeitungsberichten, aus Pressemitteilungen von Donum vitae, des Katholischen Büros Bayern, der Regierung der Oberpfalz und des Jahresberichts 2004 des Bayerischen Obersten Rechnungshofes (ORH) von 1999 bis 2009

Auszüge aus Pressemitteilungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Kopien von Unterschriften mit der Bitte an die deutschen Bischöfe dem ZdK die Anerkennung im Sinne des Konzilsdekrets Nr. 26 zu entziehen und die Gelder zu streichen


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